Pensionspferdehalter- ein Billiglohnjob?

Angesichts allgemein steigender Preise gerät der Tierbesitzer zunehmend in Kostennot. Sparen ist daher angesagt! So scheint es im ländlichen Bereich vermessen, für ein Aufzuchtpferd einen Pensionspreis von mehr als 200 Euro pro Monat aufzurufen (während in städtischen Reitställen auch 750 Euro oder mehr im Monat für das edle Reitross möglich sind, wenn es denn ein "feiner" Stall ist).

Ich verzichte darauf, die Kosten, die ein Pferd im Betrieb pro Monat verursacht, detailliert aufzuführen, dazu gibt es bereits andere, gute Blogs im Netz. Ich frage einfach nur mal ganz provokant: Angenommen, ich rufe 250 Euro brutto pro Monat für einen zukünftigen Hoffnungsträger, der seinem Besitzer (zumindest ausgewachsen) täglich Freude bereiten soll, auf. Davon abgezogen 19% Mehrwertsteuer, verbleiben 210 Euro für den einstallenden Betrieb. Das ist offenbar viel. Oder sogar zuviel?

210 Euro, der Einfachheit halber durch 30 Tage geteilt, ergibt 7,00 Euro am Tag, für einen Unterstellplatz mit Vollpension, idealerweise auch noch bei fachkompetentem Betriebsleiter. Ich erhalte also ganze 7,00 Euro am Tag für die existenzielle Grundversorgung für das Großtier (...kein Hamster) eines fremden Menschen, welches dieser sich zur Befriedigung seiner persönlichen Bedürfnisse angeschafft hat, bei gleichzeitigem Null-Einsatz+Sorglos-Paket für diesen Pferdebesitzer. 

Schauen wir mal nach Alternativen. Für 7,00 Euro kann ich also einen ganzen Tag ein Pferd mit Vollpension bei mir einstallen, oder beim Bäcker ein belegtes Brötchen und eine Kaffeespezialität erwerben. Für 14 Euro kann ich zwei volle Tage ein Pferd mit Vollpension bei mir einstallen oder eine Kinokarte kaufen, 90 min Unterhaltung, Sitzplatz inkludiert, Popcorn und Getränke gehen extra. Für 21 Euro kann ich drei Tage ein Pferd (mit Vollpension) bei mir einstallen oder eine einzelne mittelpreisige Mahlzeit im Restaurant inkl. Getränk bestellen. Für 28 Euro kann ich eine Übernachtung in einer sehr billigen Pension ohne Frühstück buchen, oder vier Tage ein Pferd mit Vollpension bei mir einstallen. ... ich hör gleich auf, aber jetzt kommts...: Für 49 Euro kann ich mir eine neue Schabracke kaufen oder sieben (!) Tage ein Pferd (...mit Vollpension, bei mir) einstallen. 

....ich stell die Aufzählung an dieser Stelle ein. ;)

Fazit. Der Pensionstallbetreiber also soll idealerweise bescheiden zu Selbstkosten die Rösser anderer Leute qualitätvoll versorgen, und da er es zuhause sicher sowieso schön haben will, sind Invest und Reparaturen schon mal gar nicht umzulegen. Trotzdem soll der Stallbereich natürlich als Mindeststandart mit allwettertauglichen Laufwegen, Wasser 24h frostfrei und verletzungssicheren Zäunen ausgestattet sein, sonst ist ein Aufenthalt für das liebe Vieh nicht dauerhaft zumutbar. Spätestens nach drei Tagen Dauerregen wird der Zosse sonst abgezogen.

Als Pensionstallbetreiber frage ich mich da doch spontan zunächst nach der Verhältnismäßigkeit der verschiedenen Ausgaben im täglichen Leben. Anschliessend dann nach der Wertschätzung meines Angebotes, mich rund um die Uhr um fremdes Vieh zu sorgen, anderen Menschen dabei Zugang zu meinem Anwesen anzubieten sowie Parkplätze, saubere Toiletten und Funktionsflächen dafür vorzuhalten. Wenn 7,00 Euro am Tag dafür zuviel sind, und dem Pferdebesitzer bereits erklärungsbedürftig erscheinen, sollte ich vielleicht doch lieber putzen gehen? Dafür bekäme ich aktuell15 Euro/Stunde ohne Diskussionen, kann aussuchen wieviel Stunden am Tag ich arbeite und wieviel Tage die Woche, habe dafür keine Kosten und könnte von dem Einkommen sogar noch einen Gärtner bezahlen, der meine Hofstelle pflegt...

In diesem Sinne, alle mal drüber nachdenken und - ganz wichtig - heiter bleiben :)